Im großen Special zum Thema Erstlesebücher haben wir uns durch den Bücherwald gelesen. Mama Fuchs und die Zwillinge Fritzi und Valentina haben mehr als 50 Erstlesebücher gesichtet, gelesen und bewertet. Hier findet ihr unsere Best-Of-Auswahl. Tipp: Viele dieser Bücher eignen sich bestens als Geschenke für die Einschulung.
Während unsere beiden 7-Jährigen Wert auf spannenden Inhalt und schöne Bilder gelegt haben, habe ich als Mutter und Literaturpädagogin auf viele weitere Aspekte geschaut. Dazu gehören einfache Lesbarkeit, Diversität, Aufbau und Sprachrichtigkeit. Herausgekommen ist ein großes Special, in dem wir unsere Erfahrungen weitergeben.
Das macht ein gutes Erstlesebuch aus
Erstmal vorweg: Lesenlernen ist ein Prozess, der mehrere Monate dauern kann. Insbesondere die ersten Wochen sind für die Erstklässler*innen teils sehr mühsam, oft auch frustrierend. Die meisten Kinder verbuchen bis zu den Weihnachtsferien gute Erfolge und können bis zu den Osterferien flüssig lesen. Spätestens dann beginnt oft auch die Lesefreude.
Wichtig ist für den Anfang, dass die Kinder die Schrift gut erkennen können. Schreibschrift ist also erst einmal nicht geeignet, sondern eine klar lesbare Druckschrift. Die Schriftgröße sollte groß sein – mindestens 14 pt. Die Schrift sollte serifenfrei sein. Zur Erklärung: Serifen sind die „Schnörkel“ an den Buchstaben und die erschweren das Lesen.
Idealerweise hat ein Erstlesebuch keine komplizierten Wörter. Gut sind für Erstleserinnen und Erstleser große Überschriften und ein Inhaltsverzeichnis mit Kapitelübersicht. Illustrationen lockern den Inhalt auf. Faustregel: Je jünger das Kind, desto größer die Bilder. Die Lesefreude steigt, wenn die Inhalte an die Lebenswelt der Kinder anknüpfen. Das Thema Schule ist beispielsweise gut geeignet. Für Kinder der ersten und zweiten Klasse sind Texte einfacher zu lesen, wenn Wörter nicht im Zeilenumbruch getrennt werden. Außerdem ist das perfekte Erstlesebuch in der Gegenwart – also im Präsens – geschrieben. *
Erstlesebücher: Die besten Bücher für den Anfang
Die meisten Erstlesebücher erfüllen diese Kriterien. Der Verlag Loewe beispielsweise veröffentlicht eine Vielzahl von Erstlesebüchern. Die Bücher sind nach Alter und Klassenstufen aufgeteilt.
Beim Buch „Die schönsten Delfingeschichten“ aus der Reihe „Lesenlernen in 3 Schritten“ (ca. 8 Euro) wird das Lesen Schritt für Schritt vermittelt. Im ersten Schritt wird vereinfacht, indem viele Substantive als kleine Bilder dargestellt werden. Also statt eines Wals ein 🐋.
Im nächsten Schritt können Eltern zusammen mit dem Kind lesen. Die Eltern lesen einen Teil, dann die Kinder. (Dieses Prinzip verfolgen übrigens auch die Kinderbücher der Reihe „Erst ich ein Stück, dann du ein Stück“ vom Verlag „cbj“, ca. 8 Euro).
Im dritten Schritt liest das Kind allein. Die Schrift ist groß und die Silben sind farbig voneinander abgehoben. Auch das vereinfacht das Lesen. Die Reihe „Lesenlernen in 3 Schritten“ ist gut durchdacht und eignet sich von daher auch gut als Einschulungsgeschenk.
Schade: Die Protagonistin ist blond, heißt Greta und ist mit Mama und Papa beim Strandurlaub. Eine weitere Geschichte dreht sich um den blonden Toni. In diesem Buch spiegelt sich wider, was wir in vielen Erstlesebüchern finden – keinerlei Vielfalt. Da muss sich bitte echt noch viel tun auf dem Büchermarkt.
Beste Unterhaltung: Klassiker als Erstlese-Variante
Ebenfalls eine schöne Variante für Erstleserinnen und Erstleser: Klassiker, die für Schulanfänger*innen neu bearbeitet worden sind. Im Verlag Thienemann erschien „Der Räuber Hotzenplotz“ in der Reihe kleine Lesehelden. Die Geschichte von Otfried Preußler ist in extra großen Druckbuchstaben. Die Schrift ist serifenfrei und ohne Worttrennungen. Die Sätze sind sehr viel kürzer als im Original. So vergessen die Kinder nicht den Anfang des Satzes, wenn sie am Ende angekommen sind. Im Bild oben könnt ihr gut erkennen, wie so eine Seite gestaltet ist. Auch „Die kleine Hexe“, „Urmel“ oder „Der kleine Siebenschläfer“ sind in dieser Reihe erschienen. Kosten pro Buch: ca. 9 Euro.
Lesetipps: Hexenspaß und Cowboyquatsch
Kinder, die Zauberei lieben, liegen mit diesem Erstlesebuch goldrichtig: „Verflixt und zugehext“ von Cornelia Funke. Im Mittelpunkt steht Hexe Alma Kamille, die mitten im Hexenchaos steckt, da ihr die richtigen Hexensprüche partout nicht mehr einfallen wollen. Mit extragroßer Schrift und sehr vielen bunten Bildern können Kids zum Lesestart schnelle Leseerfolge verbuchen und sind ruckzuck mit ihrem ersten Buch fertig. Das Buch erschien bei Loewe und kostet ca. 9 Euro.
Jungen und Mädchen, die auf herrliche Quatschbücher stehen, sei Cowboy Klaus ans Herz gelegt. Die Bücher vom „Tulipan Verlag“ in Lesestufe A versprechen ebenfalls schnelle Erfolge bei Erstklässlerinnen und Erstklässlern. Eva Muszynski und Karsten Teich erzählen mit Wortwitz und quitschbunten Bildern die aberwitzigen Geschichten von Cowboy Klaus. Zum Beispiel von Otto, dem Ochsenfrosch, den Klaus im Wasserrohr findet. „Cowboy Klaus und Otto der Ochsenfrosch“ ist eine wahre Freude für Cartoon-Fans! Das Erstlesebuch kostet ca. 8 Euro.
In der Reihe „Büchersterne“ von Oetinger erscheinen ebenfalls eine Vielzahl an Erstlesebüchern. Ein schöner und kurzer Lesespaß ist „Das Tier-ABC“ von Paul Maar, der Kindern in kleinen Reimen das Alphabet näher bringt. Am Ende werden Fragen zum Buch gestellt. Damit können Leseanfängerinnen und Leseanfänger nochmal prüfen, ob sie das Gelesene wirklich verstanden haben. Das Buch kostet zehn Euro.
Noch mehr Lesetipps für Kinder der 1. und 2. Klasse
Im Verlag „Carlsen“ erscheint Margit Auers großer Coup „Die Schule der magischen Tiere“ als Detektiv-Reihe in der Erstleseversion. Sehr einfache und kurze Sätze, eine extragroße Schrift und viele bunte Bilder verhelfen zu schnellen Leseerfolgen. Eisbär Murphy wird zum Detektiv und ermittelt in lustigen Fällen. Aktuell sind sechs Bücher von „Die Schule der magischen Tiere … ermittelt“ erschienen und unsere Kinder hatten bisher große Freude beim Lesen von Band 1 und 2. Ein Buch kostet ca. 9 Euro.
Schön zum Leseeinstieg: Emmi & Einschwein
Wer in der Buchhandlung nach Erstlesebüchern schaut, wird sicher von der Menge an Büchern erschlagen. Besonders viel Freude bereitet es den Kindern natürlich, wenn sie auch selbst mitbestimmen dürfen, welches Buch es mit nach Hause nehmen darf. Diese Bücher kamen in die engere Auswahl:
Fritzi mag die Bücher aus der Reihe „Emmi & Einschwein“ besonders gern. Die Erstlesebücher erscheinen im Verlag Oetinger und stammen aus der Feder von Autorin Anna Böhm. Als Geschenk für den Schulanfang eignet sich besonders „Emmi & Einschwein – Schulstart mit Eierkuchen“.
Zudem kommen die Heftchen aus der Reihe Leserabe von Ravensburger gut an. Immerhin bemüht sich der Verlag um Vielfalt und so gibt es auch mal mit „Meral und Jana“ eine interkulturelle Freundschaft auf dem Fußballfeld – wobei in der Geschichte so viele vermeintliche Unterschiede herausgearbeitet werden, dass sich darüber diskutieren lässt, inwiefern dieses Buch Vielfalt wirklich lebt.
Unsere Tochter Valentina griff zum Buch „Willkommen kleiner Hund!“, eine Sachgeschichte über einen Welpen vom „DK Verlag“. Meine Tochter fand’s super; ich selbst war von dem Buch nicht ganz so überzeugt, die Fotos darin sind so alt, dass sie wie aus einer anderen Welt wirken
Top Tipp: Das ultimative Geschenk zum Schulanfang
Für unsere Schulanfängerinnen Fritzi und Valentina ist ein Buch der ganz besondere Renner: „Das Witzebuch für Erstleser“ vom Verlag ars Edition. Die beiden haben das kleine Büchlein mit 160 Seiten zur Einschulung als Geschenk bekommen. Jetzt, acht Monate später, ist das Buch nach wie der Renner. Immer wieder holen die beiden das Büchlein heraus, lesen, lachen, erzählen den Witz weiter. Da ein Witz naturgemäß recht kurz ist, haben die Kinder superschnelle Leseerfolge und noch dazu einen Riesenspaß. Kostenpunkt: 6 Euro.
Klischeefreie Erstlesebücher? Noch ein wichtiger Hinweis
Wirklich viele Erstlesebücher spielen mit Klischees. Darauf sollten Eltern und Großeltern idealweise beim Kauf achten. Mädchen-Bücher sind gerne rosa; Jungs-Bücher sind blau. Manchmal werden Erstlesebücher explizit für Mädchen (Themen: Pony, Einhorn, Meerjungfrauen) oder Jungen (Themen: Fußball, Dinosaurier, Drachen) betitelt. Deswegen noch der dringende Rat: Bitte schaut euch vorm Verschenken genau an, ob und welche Klischees bedient werden. Überdenkt, ob ihr diese Werte den Kids wirklich weitergeben wollt.
Übrigens: Nach einem dreiviertel Jahr lesen üben, ist die Magie des Erstlesebuchs bei unseren Kindern nun fast vorbei. Die beiden lieben die Herausforderung und wollen natürlich das lesen, was die älteren Kinder auch lesen. Mittlerweile verziehen sich Fritzi und Valentina zum abendlichen Lesen in ihr Bett und lesen dort keine Erstlesebücher mehr, sondern längere Geschichten und Fortsetzungsreihen. Du suchst ein Buch für Kinder in der zweiten Klasse? Hier geht’s zum Special: Kinderbücher für 8-Jährige.
Hast Du noch einen Tipp für ein gutes Erstlesebuch? Sehr gerne ergänze ich dieses Special. Schreibt eure Tipps gerne in die Kommentare oder sendet mir eine Email an kinderbuchfuchs AT gmail.com
* Qualitätskriterien zu Erstlesebüchern sind nachzulesen bei Fürst/Helbig/Schmitt: Kinder- und Jugendliteratur
Hinweis: Wie immer versuchen wir unsere Rezensionen so neutral wie möglich zu schreiben. Für die nötige Transparenz möchte ich noch darauf hinweisen, dass der Verlag Loewe sowie DK einige kostenfreie Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt hat.